Mittwoch, 24. Oktober 2018

                        mirror images 67, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm

 Wenn Mark Rothko noch lebte, heute, im Zeitalter der digitalen Bildgenerierung - würde er wie ich den Pinsel beiseitelegen und die Entstehung seiner Farbmysterien in die Hände des Computers legen? Wahrscheinlich nicht oder noch wahrscheinlicher: mit Sicherheit nicht - möchte man meinen. Für die Wirkung seiner Bilder ist ja nicht nur die Interaktion der Farbe, sondern auch die Faktur, die Pinselhandschrift, der malerische Farbauftrag von Hand von enormer Bedeutung und hierdurch geht seine gesamte Präsenz d.h. neben seiner geistigen auch seine körperliche Gegenwart in die Bilder ein, welche aus dieser Synthese von Materialität und Immaterialität ihre wesentliche Spannung beziehen. Und diese Spannung ist ungeheuerlich: Rothko sagte einmal: "Der Ursprung meiner Bilder ist Gewalt" und verortete sie damit weit entfernt von bloßer Schönmalerei und jenem ästhetisierenden und dilettierenden Geschmäcklertum, dessen Dunstkreis sich kaum eine zu Anerkennung und Erfolg gelangte künstlerische Position entziehen kann. Hinter Rothkos Malerei steht ganz und gar ein Mensch, ein Maler, streitend mit der Welt, mit sich selbst, mit Gott - aus künstlerischem Drang, Verzweiflung und Erlösungssehnsucht eine einzigartige malerische Ikone schaffend. Diese nur als ein, als sein formales Konzept denjenigen der anderen erstrangigen Colourfield-Painter (Newman/Still) an die Seite zu stellen, wird ihm nicht ganz gerecht. Man kann ihn sich schlicht - um auf die obige Überlegung abschließend zurückzukommen - nicht anders vorstellen: als (auch heute noch) mit dem Pinsel in der Hand in der malerischen Kampfzone seinen Mann stehend. Aber seit seinem Tod sind 48 Jahre vergangen und zu seiner Zeit nicht einmal zu ahnende neuartige ästhetische Impulse servieren heutigen Künstlern eine Futtermischung, die gefressen und verdaut werden will.




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