mirror images 67, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm
Wenn Mark Rothko noch lebte, heute, im Zeitalter der digitalen
Bildgenerierung - würde er wie ich den Pinsel beiseitelegen und die
Entstehung seiner Farbmysterien in die Hände des Computers legen?
Wahrscheinlich nicht oder noch wahrscheinlicher: mit Sicherheit nicht -
möchte man meinen. Für die Wirkung seiner Bilder ist ja nicht nur die
Interaktion der Farbe, sondern auch die Faktur, die Pinselhandschrift,
der malerische Farbauftrag von Hand von enormer Bedeutung und hierdurch
geht seine gesamte Präsenz d.h. neben seiner geistigen auch seine
körperliche Gegenwart in die Bilder ein, welche aus dieser Synthese von
Materialität und Immaterialität ihre wesentliche Spannung beziehen. Und
diese Spannung ist ungeheuerlich: Rothko sagte einmal: "Der Ursprung
meiner Bilder ist Gewalt" und verortete sie damit weit entfernt von
bloßer Schönmalerei und jenem ästhetisierenden und dilettierenden
Geschmäcklertum, dessen Dunstkreis sich kaum eine zu Anerkennung und
Erfolg gelangte künstlerische Position entziehen kann. Hinter Rothkos
Malerei steht ganz und gar ein Mensch, ein Maler, streitend mit der
Welt, mit sich selbst, mit Gott - aus künstlerischem Drang, Verzweiflung
und Erlösungssehnsucht eine einzigartige malerische Ikone schaffend.
Diese nur als ein, als sein formales Konzept denjenigen der anderen
erstrangigen Colourfield-Painter (Newman/Still) an die Seite zu stellen,
wird ihm nicht ganz gerecht. Man kann ihn sich schlicht - um auf die
obige Überlegung abschließend zurückzukommen - nicht anders vorstellen:
als (auch heute noch) mit dem Pinsel in der Hand in der malerischen
Kampfzone seinen Mann stehend. Aber seit seinem Tod sind 48 Jahre
vergangen und zu seiner Zeit nicht einmal zu ahnende neuartige
ästhetische Impulse servieren heutigen Künstlern eine Futtermischung,
die gefressen und verdaut werden will.
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