Die Vorstellung der Apokalypse - die Furcht davor, wie die Sehnsucht
danach - ist gebunden an ein beträchtliches Stück großkollektiver
Geschichte. Der komplexe Bestand an kulturellen Generierungen,
machtpolitischem Zuwachs und kollektiv-eigenen Narrationen muß einen
Grad erreicht haben, wo sozusagen der Jungsche Schatten dieses
expansiven Geschehens mehr und mehr einer kollektiven Furcht vor dem
Verlust, und zwar dem totalen und urplötzlichen Verlust alles je
Erreichten und Erstrittenen, den Boden
bereitet. Was dabei die kollektive Furcht zuinnerst antreibt, ist die - das Kollektiv-Unbewußte bewegende und zunehmend massenpsychotische -
Fokussierung auf die Vorstellung der Unausweichlichkeit einer radikalen
Kompensation, sprich Bestrafung der kollektiven Verfehlungen. Am Ende
steht die Sehnsucht nach dem finalen Großreinemachen, dem Wiedererstehen der
jungfräulichen Erde und die Hoffnung auf ein neues reineres Leben und
Zeitalter, das zumindest denjenigen winkt, welche das jeweilige sektengemäße
oder allgemein zeitgemäße Büßerhemd überstreifen.
mirror images 35, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm
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