Dienstag, 30. Oktober 2018


mirror images 71, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm

Kann man ein Bild wie dieses - das sich nur der Farben Schwarz und Weiß bedient - der Colorfield-Malerei zuordnen? - Antwort > Nein, ist ja nur schwarz/weiß - also von Farbe im eigentlichen Sinne: keine Spur! > also Schwarz und Weiß sind keine Farben, klar, ja oder, Moment > vielleicht doch!? Schwarz und Weiß sind ja doch auch Farben!? - oder doch nicht? > langsam! > klar, sie sind keine Spektralfarben, keine Buntfarben mit unendlichen Zwischen-, Misch- und Hell-Dunkeltönen - aber Farben, zumal für einen Künstler, sind sie allemal > Was wäre Max Beckmanns farbintensive Malerei ohne reines Schwarz, ohne welches keines seiner reifen Gemälde auskommt? .... natürlich, zugegeben, immer im Verbund mit geradezu geil intensiven Farben aller Art - aber letztlich stellt sich, quasi über Max B. hinausweisend, die Frage: was kann der ausschließliche Einsatz von Schwarz und Weiß in der Malerei für einen Sinn oder welche spezifische Wirkung kann er haben - oder ist der Verzicht auf den Einsatz von Spektralfarben schlicht Blödsinn? Selbst der amerikanische Maler Franz Kline, dessen charakteristisches Merkmal auf den ersten Blick rein schwarz-weiß basiertes sperrig-dynamisches Action-Painting ist, verzichtet zumeist nicht, und sei es nur auf den Hach einer Buntfarbbeimischung. Hier, bei diesem Bild nun: nur Schwarz, Weiß und Mischungen daraus - die Wirkung: man stellt sich angesichts des Motivs, das man zu erkennen meint, prompt Farben vor, welche das zu Sehende IN WIRKLICHKEIT haben könnte, man fühlt sich schlecht oder nur halb bedient - angesichts eines Motivs, das offensichtlich nach Farbe schreit, wir fühlen uns um die Eindeutigkeit und vollgültige Stimmung betrogen, die sich uns mit einem solchen Bildinhalt aufdrängen möchte. Aber bei all dem Elend, also der hier fehlenden Farbe, hat es ja vielleicht auch etwas Gutes > Wir nehmen dadurch so etwas wahr wie eine uns tief eingeschriebene Vorstellung eines solchen Bildes an sich - ohne in einer speziellen Stimmung zu versinken oder uns darin zu suhlen. Wir erleben einen Archetypus von sinnlich-weltlicher Erfahrung.

Sonntag, 28. Oktober 2018



mirror images 70, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm

.... das Konzept der amerikanischen Colorfield-Malerei der 1960er mit digitalen Mitteln fortschreiben zu wollen - kann das Sinn machen? Ich denke schon - und ist vielleicht sogar mehr als eine fragwürdige Option. Es gibt in der Kunstgeschichte, würde ich sagen, so etwas wie notwendige Stilkreationen bis hin zu einzelnen Kunstwerken, Plastiken und Bildern und zumindest für Kunstwerke seit der Epoche der Renaissance vermögen wir, was dies angeht, verstärkt Urteile zu fällen. Notwendig soll heißen, daß hier das die jeweilige Zeit Bewegende zu einem treffenden und qualitativ überragenden Ausdruck gelangt. Die Notwendigkeit für ein Bild wie dieses läge dann in zwei Dingen begründet - einmal darin (wenn man diese Voraussetzung mitmacht), daß die besondere Seh-und Seinserfahrung, wie sie von den Colorfield-Malern intendiert wurde, mehr als nur zeitspezifische Substanz besitzt - und zum anderen darin, daß neue, sprich heutige digitale Mittel der Bilderzeugung danach verlangen angewandt zu werden, und zwar über ästhetisch-pragmatische Zwecke hinausgehend auch auf rein künstlerischer Ebene. (imaginär Beteiligte an diesem Bild .... geht schon mit Nolde los dann Rothko, Still und Newman (Who´s afraid of Red, Yellow and Blue)

Donnerstag, 25. Oktober 2018



           mirror images 69, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100

                             mirror images 68, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm

Mittwoch, 24. Oktober 2018

                        mirror images 67, 2018, Digitaldruck auf Polystyrol, 3x 200x100cm

 Wenn Mark Rothko noch lebte, heute, im Zeitalter der digitalen Bildgenerierung - würde er wie ich den Pinsel beiseitelegen und die Entstehung seiner Farbmysterien in die Hände des Computers legen? Wahrscheinlich nicht oder noch wahrscheinlicher: mit Sicherheit nicht - möchte man meinen. Für die Wirkung seiner Bilder ist ja nicht nur die Interaktion der Farbe, sondern auch die Faktur, die Pinselhandschrift, der malerische Farbauftrag von Hand von enormer Bedeutung und hierdurch geht seine gesamte Präsenz d.h. neben seiner geistigen auch seine körperliche Gegenwart in die Bilder ein, welche aus dieser Synthese von Materialität und Immaterialität ihre wesentliche Spannung beziehen. Und diese Spannung ist ungeheuerlich: Rothko sagte einmal: "Der Ursprung meiner Bilder ist Gewalt" und verortete sie damit weit entfernt von bloßer Schönmalerei und jenem ästhetisierenden und dilettierenden Geschmäcklertum, dessen Dunstkreis sich kaum eine zu Anerkennung und Erfolg gelangte künstlerische Position entziehen kann. Hinter Rothkos Malerei steht ganz und gar ein Mensch, ein Maler, streitend mit der Welt, mit sich selbst, mit Gott - aus künstlerischem Drang, Verzweiflung und Erlösungssehnsucht eine einzigartige malerische Ikone schaffend. Diese nur als ein, als sein formales Konzept denjenigen der anderen erstrangigen Colourfield-Painter (Newman/Still) an die Seite zu stellen, wird ihm nicht ganz gerecht. Man kann ihn sich schlicht - um auf die obige Überlegung abschließend zurückzukommen - nicht anders vorstellen: als (auch heute noch) mit dem Pinsel in der Hand in der malerischen Kampfzone seinen Mann stehend. Aber seit seinem Tod sind 48 Jahre vergangen und zu seiner Zeit nicht einmal zu ahnende neuartige ästhetische Impulse servieren heutigen Künstlern eine Futtermischung, die gefressen und verdaut werden will.